23. September 2006

Jahresausflug nach Belfort, Ronchamp und Thann

Belfort mit seiner mächtigen Festung und dem Löwen von Bertholdi war das Ziel des diesjährigen Ausflugs der deutsch-französischen Vereine von Überlingen und Owingen. Nach etwa 3-stündiger Fahrt durch den Schwarzwald und das südliche Elsass erreichten die mehr

als 40 Mitglieder und Freunde der Vereine das "Office du Tourisme" von Belfort. Dort erwartete uns bereits unsere Stadtführerin, die uns durch die Stadt und ihre Festung führte. Vorbei an der Markthalle von 1905 und der "Salle de Fêtes" erreichen wir auch die "Epicerie du Lion", eine der
ältesten Feinkostläden Frankreichs. Auf dem "Place d'Armes" mit dem Denkmal "Quand Même" erläutert uns unsere Führerin die wechselvolle, von Belagerungen und Kriegen geprägte Geschichte der Stadt. Wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung von Verwaltungs- und Gernisonsstadt Belfort hatte Sébastien de Vauban, der auf Geheiß Ludwigs XIV. die schon im
Mittelalter existierende Burg zu einer mächtigen fünfeckigen Festung ausbaute, die noch im 19. Jahrhundert siegreich aus drei Belagerungen hervorging. So widerstanden im Jahre 1870  nur 16.000 Franzosen einer Übermacht von 40.000 Preussen; nach 106 Tagen Belagerung und mehr als 400.000 Granaten ergaben sie sich erst 12 Tage nach dem Waffenstillstand von Versailles.
Von der Grande Couronne, dem Kronwerk der Festung, schweift der Blick über die Stadt und die Burgundische Pforte bis zu den Höhen der Vogesen und dem Schweizer Jura. Nach einer Rast in der Nähe des Hôtel de Ville bummeln wir entlang der "Savoureuse" zum Bus zurück.

22 km nordwestlich von Belfort liegt auf einem Hügel oberhalb des Städtchens Ronchamp die Kapelle Notre-Dame-du-Haut, 1955 vom Schweizer Architekten Le Corbusier an der Stelle einer alten Wallfahrtskapelle erbaut. 50 Jahre nach ihrer Erbauung (und mehr als 40 Jahre, seit
ich sie zum ersten Mal besuchte) hat die Kapelle nichts von ihrer Anziehungskraft und ihrem architektonischen Reiz verloren. Auch heute noch "pilgern" Architekturstudenten aus aller Welt
hierher. Le Corbusier errichtete mit der Kapelle von Ronchamp eine lebendige bogenförmige Skulptur, ein Gesamtkunstwerk, bei dem die Architektur Skulptur und Musik zugleich ist, ein Hort der Stille und der Freude.
Im Innern der Kapelle, einer mütterlichen Höhle gleich, fällt Licht in das Halbdunkel, das einlädt zu Andacht und stillem Gebet unter den Blicken der Madonna aus dem 17. Jahrhundert.
Bei der Einweihung am 25. Juni 1955 übergab Le Corbusier die Kapelle dem Erzbischof von Besancon mit den Worten: "Ich wollte einen Ort der Stille, des Gebets, des Friedens und der inneren Freude schaffen. Unsere Arbeit war bewegt vom Gefühl der Heiligkeit. Manche Dinge sind heilig, andere sind es nicht, ob sie nun religiöser Art sind oder nicht".

Bevor wir nach Deutschland zurückkehren, wo wir in einem Schwarzwälder Gasthof den Ausflug ausklingen lassen, besuchen wir noch das Vogesenstädtchen Thann, das vor allem durch sein Münster St. Thiébaut bekannt ist. Leider bleibt nach dem Besuch des prächtigen gotischen Figurenportal nicht mehr viel Zeit, den Reiz des elsässischen Städtchens zu erleben.